Fickenschers Rezept für eine erfolgreiche Zukunft mit KI

Fickenschers Backhaus in Münchberg, Oberfranken, blickt auf eine 400-jährige Tradition zurück. Doch statt sich auf der Geschichte auszuruhen, stellt sich der Familienbetrieb den neuen Herausforderungen des Bäckerhandwerks und beweist, wie man Tradition und Wachstum erfolgreich verbindet: Das Unternehmen betreibt zehn Filialen, beschäftigt rund 110 Mitarbeitende – und wächst. Fickenschers Erfolgsrezept: Qualität, Unternehmergeist und der Wille zur Innovation. Nun nimmt sich der Bäcker- und Konditormeister auch der nächsten Herausforderung an: der Integration von künstlicher Intelligenz in seine Geschäftsprozesse.
Wie ein Bäcker Prioritäten setzt
»Ich habe gemerkt, dass wir effizienter werden müssen, wenn wir auch in zehn Jahren noch erfolgreich sein wollen«, sagt Andreas Fickenscher. Der Impuls war strategisch: steigende Kosten, Fachkräftemangel, komplexere Prozesse – und das Ziel, als Mittelständler trotzdem wettbewerbsfähig zu bleiben. Fickenscher begann früh, seine Geschäftsprozesse zu digitalisieren. Von Rechnungen über Verkaufsdaten bis zu Personaleinsatzplänen landen alle Informationen heute strukturiert in der Cloud.
Andreas Fickenscher bei der Qualitätskontrolle in der zentralen Backstube.

Diese Datenbasis nutzte er, um systematische Ansatzpunkte für KI zu finden. Seine zentrale Frage: Wo entstehen in meinem Betrieb täglich wiederkehrende Routinen, die auf Basis von Daten automatisiert werden könnten? Daraus entstand eine erste Liste von Ideen – vom Einkauf über das Backen bis zur Kundenkommunikation. In der Online-Digitalisierungswerkstatt »Künstliche Intelligenz – neuer Problemlöser im Handwerk« des Mittelstand-Digital Zentrums Handwerk fand Fickenscher schließlich den passenden Rahmen, um aus seinen Ideen konkrete Projekte zu entwickeln. Die Werkstatt bietet kleinen und mittleren Betrieben Zugang zu Fachexpertise und Tools bei der praktischen Umsetzung von KI-Projekten. Nach der Priorisierung seiner Ideen plante Fickenscher dort sein erstes Pilotprojekt: eine KI-gestützte Verkaufsprognose für Backwaren, um in den Filialen bedarfsgerecht zu backen, Reste zu minimieren und die Bedürfnisse seiner Kunden noch besser zu erfüllen.
Ein Prototyp mit einfacher Infrastruktur
Zunächst setzte Fickenscher auf eine pragmatische Lösung: Über das Kassensystem werden große Mengen an Ab- und Ausverkaufsdaten erfasst. Auf Basis dieser historischen Daten generiert Vertex AI, eine KI-Plattform von Google, Empfehlungen, welche Mengen in welcher Filiale sinnvoll sind. So bekommen Mitarbeitende zum Beispiel die Nachricht: »Bitte heute noch fünfzig Croissants backen.«
Dank KI-gestützten Verkaufsprognosen sollen Mitarbeitende künftig genau wissen, wie viel Ware in der Filiale benötigt wird.

Klein starten, datenbasiert denken
Fickenschers Rat an andere kleine und mittelständische Unternehmen: »Fangt bei euren dringendsten Problemen an – dort, wo Routinen viel Zeit kosten oder Fehler teuer werden.« Der wichtigste Erfolgsfaktor sei eine saubere Datenstrategie. Denn ohne strukturierte Daten gibt es keine brauchbare KI. Er empfiehlt, mit einfachen Tabellen zu beginnen, diese gut nachvollziehbar zu dokumentieren und schrittweise digital zu sammeln.
Als nächsten Use Case denkt Fickenscher bereits weiter: So kann er sich einen Chatbot für seinen Online-Shop backverliebt.de vorstellen, der Kundenfragen beantwortet. Oder digitale Checklisten und Reinigungspläne in mehreren Sprachen, um seine international aufgestellte Belegschaft besser zu unterstützen.
Fickenscher zeigt, wie auch kleinere Unternehmen und Handwerksbetriebe mit einem klaren Ziel, Pragmatismus und einem Bewusstsein für die Aufbereitung von Daten erste KI-Projekte realisieren können – ohne große Budgets oder IT-Abteilungen. »Wenn KI uns hilft, grundlegende Entscheidungen, wie die zum Backvolumen, faktenbasiert zu treffen, statt uns auf Erfahrungswerte verlassen zu müssen, dann ist das ein großer Hebel, um unser Handwerk zukunftsfähig zu machen. Warum sollten wir Unternehmer das nicht nutzen?«, sagt Andreas Fickenscher. Der entscheidende Schritt: einfach anfangen.
Andreas Fickenscher blickt der Zukunft mit KI gespannt entgegen.
