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Die Stimme der Nutzer:innen: Die Arbeit eines Nutzerforschers im GSEC

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Gemeinsam mit seinem Team sorgt Tobi Seitz als Nutzerforscher für das Google Konto im Google Safety Engineering Center (GSEC) in München dafür, dass Ansprüche und Bedürfnisse von Nutzer:innen direkt in die Entwicklung einfließen. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass in den vergangenen Jahren, basierend auf Feedback, die Sicherheitsstellungen im Google Konto noch einfacher zu finden und anzupassen sind. Im Gespräch erzählt Tobi, warum ihn das Thema Onlinesicherheit bereits seit dem Studium umtreibt und wieso es seiner Meinung nach wichtig ist, dass Einstellungen einfach zu finden und zu benutzen sind.

Tobi, du arbeitest bei Google in München als Nutzerforscher. Wie können wir uns deine Rolle vorstellen?

Mein Job als Nutzerforscher (Englisch: UX Researcher) ist sehr vielseitig. Zum Beispiel befrage ich Leute aus vielen Ländern, um ihre verschiedenen Bedürfnisse und Meinungen zu Themen wie Onlinesicherheit, digitale Identität und Datenschutz herauszufinden. Außerdem vertrete ich als „Stimme der Nutzer:innen“ diese Bedürfnisse dann bei der Produktentwicklung von Anfang an und unterstütze Produktentscheidungen, die bei uns im GSEC für Nutzer:innen weltweit getroffen werden. Ein weiterer Teil meiner Arbeit besteht darin, dass ich neue Ideen des Teams mit Prototypen teste. Das heißt konkret, dass ich z.B. Leute ins Google Büro einlade und neue Konzepte ausprobieren lasse. Das Ziel ist zu verstehen, ob die Konzepte so funktionieren, wie wir uns das vorstellen und zu bemerken und weiterzugeben, wenn noch etwas verbesserungswürdig ist. Auf diese Weise können wir frühzeitig Probleme bei der Nutzung erkennen und bessere Lösungen entwickeln – oder auch eine ganz andere Richtung einschlagen. Um das gewonnene Wissen an möglichst viele meiner Kolleg:innen weiterzugeben, veranstalte ich zudem intern Workshops und halte Präsentationen in verschiedensten Formaten. Wer bei unserer Forschung übrigens mal mitmachen und damit helfen möchte, Google-Produkte zu verbessern, kann sich unter google.com/usability anmelden - wir freuen uns, wenn möglichst viele verschiedene Menschen teilnehmen!

Warum ist dir das Thema Onlinesicherheit und Datenschutz wichtig – wie bist du dazu gekommen?

Ich bin bereits während meiner Zeit an der LMU in München auf das Thema aufmerksam geworden. Genauer gesagt: Seit meiner Bachelorarbeit im Fachbereich Medieninformatik hat es mich nicht mehr losgelassen. Im Rahmen der Arbeit wollte ich klären, wie man es Nutzer:innen leichter machen kann, sichere und unsichere Webseiten voneinander zu unterscheiden. Später in meiner Doktorarbeit habe ich daran geforscht, wie wir die Handhabung von Passwörtern vereinfachen können. Onlinesicherheit und Datenschutz liegen mir einfach am Herzen, weil das Thema alle betrifft, aber nur wenige haben die Zeit, sich näher damit zu befassen. Es den Leuten daher so einfach wie möglich zu machen, sich zu schützen, motiviert mich extrem.

Nutzer:innen und ihr Verhalten sind zentraler Fokus deiner Arbeit. Basierend auf dem Feedback, das du im Rahmen deiner Arbeit erhältst: Was sind die Top 3 Dinge, die Nutzer:innen von ihrem Google Konto erwarten?

  1. Nutzer:innen möchten schnellen Zugriff auf Haupteinstellungen (Passwort, Profilbild, andere persönliche Daten) und einen Überblick bekommen, was sie wo erledigen können.
  2. Nutzer:innen möchten sehen, ob irgendetwas mit ihrem Account nicht stimmt und was sie gegebenenfalls dagegen unternehmen können.
  3. Nutzer:innen möchten sicherstellen, dass sich die Einstellungen genau in ihrem Sinne auf die Nutzung von Google Produkten auswirken, z. B. wenn der Suchverlauf ausgeschaltet ist, dass dann auch sicher keine Suchen aufgezeichnet werden.

Das Schöne ist, dass wir allen drei Anforderungen bereits begegnen mit entsprechenden Funktionen. In den vergangenen Jahren haben wir es vereinheitlicht und einfacher gemacht, aus quasi jedem Google Produkt heraus auf das Google Konto zuzugreifen, mit Klick auf das Profilbild oben rechts in der Ecke. Wenn wir feststellen, dass im Google Konto gespeicherte Passwörter auf Seiten im Dark Web veröffentlicht sind, warnen wir die Nutzer:innen zudem vor diesem Sicherheitsrisiko proaktiv. Und in Sachen Auswirkungen von Einstellungen haben wir schon vieles auf Basis von bisherigem Nutzerfeedback verbessert und Erklärungen im Google Konto hinzugefügt, haben aber noch weitere Punkte auf unserer Liste – also es bleibt spannend (lacht).

Ein Foto zeigt einen Mann von hinten, der etwas auf einen gelben Zettel schreibt.

Aktuell sieht man dein Gesicht in einer Werbekampagne. Hier sagst du, dass Sicherheitstools das Netz sicherer machen müssen, nicht komplizierter. Wie begegnet dein Team dieser Herausforderung?

Wir versuchen mit passender Forschungsarbeit herauszufinden, was überhaupt an den Tools kompliziert sein könnte, um mögliche Probleme zu antizipieren. Dann können wir bereits im Vorfeld die Sprache und die Designs anpassen, um alles verständlich zu gestalten. Sobald die Tools dann für alle verfügbar sind, stellen wir durch Umfragen und iteratives Testing sicher, dass sie laufend vereinfacht werden. Es ist also eine Arbeit, die fortlaufend weiter geht, denn Bedürfnisse verändern sich – und das ist auch gut so!

Wieso ist es deiner Meinung nach so wichtig, dass jede und jeder die Einstellungen selbst treffen kann? Sind die Standardeinstellungen nicht gut genug?

Ich finde jede und jeder hat ein gutes Recht darauf zu bestimmen, welche Daten geteilt werden, welche privat bleiben, und was mit den Daten gemacht wird. Hierbei sind die Bedürfnisse der Leute komplett unterschiedlich. Für die eine Person ist es komplett egal, was sie teilt, solange die Produkte gratis sind und sie gut funktionieren. Für die andere Person ist es wichtig, dass außer ihr selbst niemand ihre Daten sehen kann. Und es gibt hier noch sehr viele weitere Schattierungen. Wichtig ist, dass man sich selbst fragt, ob und was einem hierbei wichtig ist, und das Google Konto kann einem dabei helfen.

Was muss noch passieren, damit sich in Zukunft mehr Menschen mit ihrer Sicherheit im Netz beschäftigen?

Ich glaube nicht, dass es das Ziel sein sollte, dass sich Leute ständig Gedanken zu ihrer Onlinesicherheit machen oder sich mit dem Thema immer wieder beschäftigen müssen. Daher ist es ja unser Ziel, dass wir durch integrierte Sicherheitsmechanismen zahlreiche Gefahren von vornherein bekämpfen, ohne dass Nutzer:innen in Aktion treten müssen.

Um das Thema Onlinesicherheit dennoch greifbarer zu machen, weisen wir bereits heute proaktiv auf Risiken und Gefahren hin, z. B. wenn ungewöhnliche Log-in-Aktivitäten auftreten – das wird auch in Zukunft eine Rolle spielen. Gleichzeitig sollen Menschen einfache, verständliche Antworten schnell auffinden, wenn Fragen zum Thema Onlinesicherheit aufkommen. So können wir Nutzer:innen das Gefühl vermitteln, dass sie sich nur um das Thema kümmern müssen, sofern ein konkretes Problem vorliegt, und die Behebung des Problems muss dann super simpel sein. Diese Arbeit wird kontinuierlich weitergehen und ich bin schon sehr gespannt, wie die Onlinesicherheit der Zukunft aussehen wird.

Danke für das Gespräch, Tobi!