Susan Wojcicki: „Unsere Mission ist es, jedem eine Stimme zu geben“
Sie ist Googlerin der ersten Stunde, in ihrer Garage wurde Google erfunden und heute leitet sie das operative Geschäft von YouTube: Susan Wojcicki ‒ eine der einflussreichsten Frauen des Silicon Valley. In dieser Woche war sie zu Besuch in Berlin. Mit Prof. Dr. Miriam Meckel, Chefredakteurin der Wirtschaftswoche, sprach sie vor knapp 400 Gästen im Rahmen eines Fireside-Chats unter anderem über die Zukunft von YouTube. Einige unserer Creator bekamen zudem die Chance, Susan live zu treffen und Antworten auf ihre Fragen aus erster Hand zu bekommen.
Während des Fireside-Chats mit Miriam Meckel erzählte Susan von ihrer ersten Begegnung mit YouTube: „Als ich für den Bereich ‚Video‘ bei Google arbeitete, bin ich über einen kurzen Film von zwei Jungen gestolpert, in dem sie den Song ‚As Long As You Love Me‘ von den Backstreet Boys nachsangen.“ Susan wurde in diesem Moment klar, dass Menschen auf der ganzen Welt ganz einfach von überall tollen Content erstellen können und dafür nicht einmal ein Studio brauchen. „Ich bin glücklich und auch ein bisschen stolz darauf, dass das noch heute so ist. Menschen weltweit zu ermöglichen, Inhalte zu kreieren und ihre Stimme mit der ganzen Welt zu teilen ist die Leidenschaft, die mich antreibt und seit Anfang an auch der Kern von YouTube ist“, so Susan. „Unsere Creator sind die Stars des digitalen Zeitalters. Beispielsweise Casey Neistat: Vor Kurzem inspirierte er mit seinem Video ‚Do what you can’t‘ Millionen von Fans, neue Wege zu gehen.“
Susan ist nicht nur CEO von YouTube. In ihrer Garage wurde auch die Google Suchmaschine erfunden. „Mein Mann und ich brauchten zu dieser Zeit Unterstützung beim Zahlen der Miete. Deshalb vermieteten wir unsere Garage. Meine wichtigsten Fragen an Larry und Sergey waren, ob sie die Miete zahlen und ab und zu den Müll rausbringen könnten“, erzählt sie. „Ich bin glücklich und fühle mich geehrt, dass ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein durfte und dass ich Teil des Wandels sein konnte, den wir alle durch das digitale Zeitalter erlebt haben.“ Als sie das erste mal die Google Suche benutzte, wusste sie sofort, dass es nicht nur ihre Arbeit auf Dauer verändern würde.
Miriam Meckel erfuhr im Gespräch, wie Susan zu ihrem Unternehmergeist kam. Gemeinsam mit ihren zwei Schwestern wuchs sie auf dem Stanford College Campus auf. Diese Zeit prägte sie: „Wir waren umringt von Menschen, die Experten auf ihren Gebieten waren und sich ausgiebig mit ihren Themengebieten beschäftigten“, erzählte sie. „Als wir ins Berufsleben einstiegen, wussten wir, dass wir etwas tun möchten, was uns wirklich interessiert und uns Spaß macht. Über Risiken haben wir uns nicht so viele Gedanken gemacht.“
Die Chefredakteurin der Wirtschaftswoche sprach auch die Situation in Großbritannien an. Dort wurde in den vergangenen Wochen Stimmen laut, dass Werbung verschiedener Unternehmen vor Videos erschienen, die gegen unsere Community-Richtlinien verstießen. „Ich möchte mich bei unseren Partnern entschuldigen. Wir müssen hier besser werden“, so Susan. „Ich bin in Europa, um einige unserer Werbetreibenden, Creator und unsere Mitarbeiter sowie Ingenieure zu treffen, um zu schauen, was wir noch besser machen können.“ Dennoch steht Susan auch dafür sein, Meinungsfreiheit als einen der wichtigsten Grundsätze von YouTube zu bewahren. „Wir haben klare Regeln dafür, welcher Content veröffentlicht werden darf. Wenn Videos Gewalt, Pornografie, extremen Hass oder sexuelle Belästigung enthalten, entfernen wir diese, sobald sie von unseren Nutzern angezeigt werden.“
Für die Zukunft sieht Susan schon jetzt großes Potential in zukunftsweisenden Technologien wie Virtual Reality und 360-Grad-Videos. „Wir möchten Virtual-Reality-Erlebnisse für alle zugänglich machen und die Entwicklung weiter vorantreiben. YouTube hat bereits die größte Sammlung an Videos, die mit einem VR Headset angesehen werden können. Erst kürzlich haben wir die YouTube VR App gelauncht, die von Grund auf für VR Headsets gemacht ist.“ Auch die Livestreaming-Funktion auf YouTube ist eine tolle Möglichkeit für Creator, auf eine neue Art kreative Projekte umzusetzen. „Damit entsteht eine ganz neue Kunstform“, so Susan. „Die Funktion wird im Zuge von Events, von Demonstrationen und von unseren Creatorn genutzt.“
Im Anschluss an den Fireside-Chat traf sich Susan mit einigen Creatorn unserer Community. Susan ist sich sicher, dass YouTube auch in Zukunft allen eine offene und zugängliche Plattform bieten wird: „Indem wir jedem eine Stimme geben, helfen wir, die nächste Generation von Medienunternehmen für das digitale Zeitalter zu schaffen.“ Susan weiter: „Wir möchten weiterhin Kreativität mit neuen Formaten wie Virtual Reality und Livestreaming unterstützen und neue Wege öffnen, Menschen, Orte und Geschichten zu verbinden.“