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“Tief durchatmen und einfach machen” – Interview mit Analog-Astronautin und Bildungs-Referentin Dr. Carmen Köhler

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(c) Florian Voggeneder

Was macht eine Analog-Astronautin und warum machst du das? 


Am besten kann man sich unter möglichst realistischen Bedingungen auf eine Aufgabe vorbereiten. Wenn diese Aufgabe im Weltraum stattfindet, müssen wir sie zunächst hier auf der Erde simulieren. Und genau das tun wir als Analog-Astronaut:innen: Wir simulieren astronautische Missionen in Regionen, die analog oder ähnlich zum Mars oder Mond sind. So habe ich beispielsweise an zwei Marssimulationsmissionen des Österreichischen Weltraum Forums teilgenommen, an der „AMADEE-15“-Mission in einer Permafrost-Umgebung auf dem Kaunertaler Gletscher und an der einmonatigen „AMADEE-18“-Mission in der Wüste von Dhofar im Oman.


Du hast einen spannenden Werdegang – hattest du in der Vergangenheit Zweifel und wie bist Du damit umgegangen? 


Ich empfinde es als normal, Zweifel zu haben. Man sollte die Dinge aber trotzdem tun, denn es gibt so viel Tolles und Interessantes zu machen und zu lernen. Dafür muss man allerdings oft aus der eigenen Komfortzone, zum Glück wächst diese aber mit einem mit. Also mein Tipp: Tief durchatmen und einfach machen.


Für viele bist du inzwischen ein Vorbild – was macht das mit dir? 


Zuallererst ist das natürlich komisch, da ich mich selbst als sehr normal ansehe. Dass manche Menschen mich als Vorbild sehen, führt bei mir dazu, dass ich aus diesem Grund öffentliche Vorträge und Workshops halte und anderen Menschen meine Geschichte und Erfahrungen erzähle. Ich erhalte oft so rührende und motivierende Reaktionen und Rückmeldungen, das treibt mich an.


Deutschland ist neben Kasachstan das einzige in der Raumfahrt aktive Land, das mehr als zwei Astronauten hat, jedoch noch keine Astronautin im Weltall hatte – was können wir in dem Zuge von 50/50-Ländern wie den USA lernen? 


Die 50/50-Länder als Vorbild verwenden und auch zum 50/50-Land werden. Momentan läuft ein Astronaut:in-Call bei der ESA. Ich bin sehr gespannt darauf, wie das nächste europäische Astronautenkorps zusammengestellt sein wird. 

Inzwischen gibst du Kurse mit Open Roberta – was hat das Programmieren mit dem Beruf Astronaut:in zu tun?


Durch das tolle Grundschulprojekt Code4Space konnten wir den Kindern und Lehrkräften mit dem Open Roberta Lab einen niederschwelligen Einstieg in die Welt des Programmierens und mit Space-Aufgabestellungen einen Blick ins Weltall geben. Das Motivieren und die Weitergabe von Wissen sehe ich auch als Aufgabe für Astronaut*innen. Zudem sollte man beim Programmieren logisch denken sowie möglichst fehlerfrei arbeiten können. Diese Qualitäten helfen definitiv auch, wenn man sich in Regionen wie dem Weltraum aufhält, wo Menschen ohne technische Entwicklungen nicht überlebensfähig wären.