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Meinung

Safer Internet Day: Wir alle sind gefragt

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Das Jahr 2020 hat unseren Umgang mit Technologie und die Rolle, die sie in unserem Leben spielt, rasant und drastisch verändert. Wir haben uns daran gewöhnt, viele unserer beruflichen Aufgaben online zu erledigen, aber auch private Kontakte zu Bekannten, Freunden und unseren Familien über einen Bildschirm zu pflegen. Diese Entwicklung lässt anlässlich des Safer Internet Days die Frage zu, wie es denn eigentlich um unsere Online-Sicherheit steht. Sprechen wir also über den Status Quo, neue digitale Bedrohungen seit COVID-19 und was jede und jeder Einzelne von uns tun kann, um im Netz sicherer unterwegs zu sein. 

Mit einem Blick auf die aktuellen Google-Suchtrends wird klar, wie hoch das Thema Online-Sicherheit bei Nutzerinnen und Nutzern im Kurs steht. Allein die Frage „wie sicher ist mein Passwort“ beschäftigte 2020 deutlich mehr deutsche Nutzerinnen und Nutzer wie noch in 2019. Dieser Trend zeigt sich dabei keineswegs nur in Deutschland: In Italien beispielsweise sind Suchanfragen zum Thema Phishing 2020 auf einen Höchststand gestiegen, in Spanien hat “Antivirus Software” als Google Suche im März einen neuen Rekordwert erreicht. 

Es sind die neuen Gewohnheiten und Gefahren, die diesem Trend Auftrieb geben. Wir sind nicht nur mehr und länger online als jemals zuvor, sondern begegnen immer häufiger Risiken im Netz, die wir zuvor vielleicht noch gar nicht kannten. Ein kleines Beispiel an dieser Stelle: Im Zusammenhang mit COVID-19 haben wir im Frühjahr vergangenen Jahres 18 Millionen Malware- und Phishing-Attacken pro Tag sowie mehr als 240 Millionen Spam-Mails registriert. Die Maschen der Betrüger waren und sind dabei fast genauso vielfältig wie die Anzahl der Mails: Sie geben sich als Robert-Koch-Institut oder andere Gesundheitsorganisationen aus, um nicht existente Therapien, Tests und andere Informationen rund um das Virus zu verkaufen. Auch mit angeblich behördlichen Quellen, betrügerischen Finanz-Angeboten oder falschen Spendenaufrufen wird versucht, an das Geld und die Finanzdaten der Nutzer*innen zu gelangen. Sie spielen mit Emotionen und vermitteln Dringlichkeit, um Nutzerinnen und Nutzer dazu zu verleiten, auf schädliche Links zu klicken oder Informationen preiszugeben.  Doch es sind nicht nur die zunehmenden Gefahren, die Nutzerinnen und Nutzer weltweit beschäftigen. Sondern auch der Mangel an Erfahrung damit, und das teilweise fehlende Bewusstsein dafür.

Viele Menschen verbrachten im vergangenen Jahr so viel Zeit vor dem Bildschirm wie in keinem der Vorjahre – sowohl Internetaffine wie auch Neulinge. Gerade für Letztere ist die Reise durch das Netz nicht selten mit Stolpersteinen und Fallstricken versehen. Sie erkunden neue Möglichkeiten, wie beispielsweise online einzukaufen, oder neue Wege über das Internet zu kommunizieren, aber wissen nicht, wobei sie darauf achten sollten. Wie auch, es ist die Erfahrung mit dem Netz, die ihnen im Gegensatz zu vielen anderen fehlt. Und hier geht es nicht nur um junge Menschen, die erstmals ein Smartphone in der Hand haben, sonder auch um ältere Menschen, die bisher nicht damit in Berührung gekommen sind. 

Dazu kommt, dass sich viele der Risiken und Möglichkeiten, diese zu umgehen, nicht bewusst sind – egal wieviel Erfahrung sie haben: Etwa acht von zehn Deutschen sagen, dass sie zumindest gelegentlich ihre Passwörter für Online-Konten vergessen oder zurücksetzen müssen*. Viele verwenden ihr Passwort zudem für mehrere oder sogar alle Online-Konten gleichzeitig – eine Umfrage aus dem Jahr 2019 beziffert diese Nutzerinnen und Nutzer mit 65 Prozent. Wird dieses eine Passwort also auf einer Seite gehackt, gelangen die Betrüger auf diesem Weg auch auf die Konten auf anderen Seiten, auf denen dieses Passwort ebenfalls eingesetzt wird.  Nun können wir nicht erwarten, dass sich jede und jeder mit dem Internet ebenso gut auskennt wie andere oder jede Gefahr auf Anhieb erkennt. Aber wir können gemeinsam etwas dafür tun, dass das Internet für alle zu einem sichereren Ort wird. Dafür sehe ich persönlich drei To-Dos für uns alle: 


  1. Bewusstsein schaffen. Tage wie der Safer Internet Day sensibilisieren Menschen für Risiken im Netz.  Und eigentlich bräuchten wir noch mehr davon. Ich sehe Unternehmen – auch uns – sowie andere Institutionen und Expertinnen und Experten in der Verantwortung, aufzuklären, bewusste Nutzung zu erklären und Menschen Hilfestellungen an die Hand zu geben, mit der sie online sicherer unterwegs sein können. Wir müssen animieren und motivieren, Angebote der Aufklärung zu nutzen und es Nutzerinnen und Nutzern so einfach wie möglich machen, sich mit Online-Risiken auseinanderzusetzen. Beispielsweise durch proaktive Warnmeldungen, wenn eine unsichere Seite aufgerufen wird oder Passwörter von einem Datenklau betroffen sind. Oder durch Sicherheitstipps zu aktuellen Risiken wie beispielsweise Online-Betrug im Zusammenhang mit Covid-19. 
  2. Wissen weitergeben. Und hiermit spreche ich Sie alle an. Gerade ältere Menschen sind anfälliger für Gefahren und sind darauf angewiesen, über diese aufgeklärt zu werden. Das gilt allerdings auch für Kinder, die gerade erst anfangen, sich mit dem Internet auseinander zu setzen. Geben Sie ihr Wissen weiter, begleiten Sie erste Schritte online und sprechen Sie über die Risiken. Hilfestellung dafür finden Sie unter anderem in unserem Sicherheitscenter. Online-Sicherheit liegt in unserer aller Verantwortung. 
  3. Hilfsmittel nutzen. Es gibt zahlreiche Funktionen, die uns allen mit wenigen Klicks helfen, online sicherer zu sein. Nutzen Sie sie! Verwenden Sie einen Passwortmanager, wenn sie sich keine langen und komplizierten Passwörter ausdenken und merken möchten. Richten Sie eine Zwei Faktor Authentifizierung ein, um auf Nummer sicher zu gehen. Oder führen sie den Sicherheitscheck aus, um auf einen Blick zu erfahren, ob alles im grünen Bereich ist. 

Gemeinsam mit meinem Team im Google Safety Engineering Center in München arbeite ich jeden Tag an einem sichereren Internet für alle. Wir entwickeln oben genannte Funktionen und innovative Technologien, die Sicherheit und Datenschutz für Nutzerinnen und Nutzer leichter machen. Darüber hinaus bieten wir Schulungen an und suchen gemeinsam mit Partnern Lösungen für zukünftige Herausforderungen. Wir wollen es Ihnen so einfach wie möglich machen, sich online zu schützen. Dennoch sind am Ende wir alle gefragt. Nehmen Sie den Safer Internet Day zum Anlass, mal einen Sicherheitscheck  zu machen oder ihre Aktivitätseinstellungen zu überprüfen. Oder schauen Sie mit Ihrem Nachwuchs, dem keine proaktive Sicherheitswarnung die Neugier trüben kann, mal die Family Link App an und sprechen Sie über die Risiken. Aber vor allem: Bleiben Sie wachsam. 

*Quelle: Ipsos survey conducted on behalf of Google. Conducted online among n=1097 Germans age 16-70, between 12/18 – 12/22, 2020. The credibility interval for the survey is +/- 3.4 percentage points.