Humans Behind Search: Thoka, Art Director im Google Doodle-Team
Thoka Maer ist Art Director in New York. Als Teil des Doodle-Teams trägt sie dazu bei, dass wir immer wieder im Jahr kleine Zeichnungen oder Animationen anstatt des Google-Logos auf der Google Startseite sehen. Zuletzt war sie verantwortlich für das globale Google Doodle zum Internationalen Frauentag 2022. Im Interview sprechen wir mit Thoka, wie sie von der Lausitz nach New York kam, was für sie Kreativität bedeutet und wie der Prozess von der ersten Idee zum fertigen Google Doodle aussieht.
Hallo Thoka, Danke für deine Zeit! Erzähl uns doch bitte: Wie kommt man dazu, vom Spreewald nach New York auszuwandern, um Google Doodles zu erstellen?
Es war auf jeden Fall nicht von Anfang an so geplant! Ich bin in der ostdeutschen Kleinstadt Spremberg in der Nähe des Spreewalds aufgewachsen und nach der Schule nach Berlin gezogen, wo ich schließlich auch studiert habe. Dass ich eine kreative Arbeit machen möchte, war mir damals schon klar. Daher habe ich in Berlin an der Universität der Künste studiert. Anschließend zog es mich aber in die sogenannte große weite Welt und ich landete in New York. Ohne festen Job, aber mit sehr viel Freude an meiner Arbeit! Und dieses Konzept ging auch ganz gut auf. Ich habe einige Jahre als freischaffende Illustratorin und Animatorin gearbeitet – unter anderem für die New York Times. Irgendwann habe ich dann die Stelle bei Google entdeckt und mich beworben – und ehe ich mich versah, hatte ich einen neuen Job! Hier kann ich mich kreativ austoben und etwas bewirken, indem ich zum Beispiel die Aufmerksamkeit auf wichtige Themen mithilfe von Kunst lenke. Mir ist bewusst, dass das ein sehr großes Privileg ist, für das ich dankbar bin.
Du sprichst von Kreativität. Was heißt das für dich im Arbeitsalltag? Woher nimmst Du Kreativität und Inspiration?
Kreativität bedeutet für mich, Ideen zur Problemlösung zu haben und Freude dabei zu haben. Das kann eine visuelle Herausforderung bei meiner Arbeit an Designs sein, oder auch bedeutet, einen Projektplan gut zu organisieren. Beides erfordert auf seine Weise Kreativität. Dabei spielen die eigenen Gedanken eine große Rolle, genauso wie die Weiterentwicklung der Gedanken anderer, die mich inspirieren. Nehmen wir das Beispiel Google Doodle: Das Endprodukt zeigt eine Form der Kreativität durch visuelles Storytelling. Aber um dort hinzukommen, haben viele kreative Köpfe ihr Wissen eingebracht – von Entwickler:innen bis hin zu unseren Produktmanagern.
Inspirieren lasse ich mich dafür sehr gerne von Geschichten. Ich lese viel, höre mir Dinge an oder gehe leidenschaftlich gerne in Naturkunde- oder historische Museen. Lustigerweise sind Kunstmuseen eher nichts für mich. Aber auch Reisen sind für meine Kreativität und für Inspiration wichtig. Es befreit mich in gewisser Weise von gewohnten Mustern und zeigt mir neue Perspektiven.
Menschen, die deine Illustrationen auf der Google Startseite sehen, sind meistens da, weil sie Antworten auf eine Frage oder mehr Informationen zu einem Thema suchen. Wofür nutzt du die Google Suche im Alltag am häufigsten?
Tatsächlich irgendwie alles! Im beruflichen Alltag ist die Google Suche für mich das Haupttool für die Themenrecherche. Ich verbringe viele Stunden damit und muss ständig daran denken, wie verrückt es eigentlich ist, zu wie vielen Informationen wir Menschen heutzutage Zugang haben. Genauso wichtig ist aber auch der Google Übersetzer für mich. Es gibt häufig Themen, zu denen nur wenige Materialien Englisch verfügbar sind. Ohne die Funktion, Texte direkt im Chrome Browser zu übersetzen, wäre meine Arbeit sehr viel mühsamer und ich würde wahrscheinlich eine ganze Menge relevanter Informationen gar nicht mitbekommen.
Kannst Du noch überblicken, an wie vielen Google Doodles Du bislang mitgearbeitet hast?
Ja, das müssten gerade 36 Google Doodles bis dato sein, an denen ich mitgearbeitet oder die ich selbst gestaltet habe. Davon waren zwei große Doodles dabei, also die besonders aufwendig waren. Eines davon war das weltweite Doodle zum Internationalen Frauentag, das andere wird bald erscheinen. Doch egal ob groß oder nicht – es fließt sehr viel Arbeit in jedes einzelne Doodle. Das habe ich so nicht erwartet, als ich vor etwas über einem Jahr im Doodle-Team angefangen habe.
Welches davon hat dir am meisten Freude bereitet?
Das Google Doodle zum Internationalen Frauentag ist tatsächlich ein sehr besonderes für mich. Fünf Monate habe ich gemeinsam mit dem Team daran gearbeitet, von der Idee bis zum fertigen Werk. Das erste Meeting dazu fand im Oktober 2021 statt. Wir haben uns ausgetauscht, Ideen hin- und hergeworfen und abgewägt, welche Besonderheiten – beispielsweise kulturelle Unterschiede – wir berücksichtigen müssen. Dann kamen die ersten Skizzen, bevor wir im Januar in die Produktion gingen. Als es endlich im März erschien, war es schön, so viele positive Reaktionen dazu zu sehen. Natürlich ist es nicht nur wegen der intensiven Arbeit besonders für mich gewesen, auch das Thema lag mir sehr am Herzen. Wann sonst bekommt man die Chance, mit einer Arbeit, die Millionen Menschen sehen, Frauen weltweit Anerkennung auszudrücken?
Hand aufs Herz: Wie viel Thoka steckt in Google Doodles?
(lacht) Wahrscheinlich mehr, als ich selbst zugeben kann! Natürlich hat jede Künstlerin und jeder Künstler ihren oder seinen eigenen Stil, nicht immer lässt er sich aber in einem Doodle umsetzen. Beim Doodle zum Internationalen Frauentag konnte ich es mir allerdings nicht verkneifen, meine Herkunft – die Lausitz – im Doodle zu verewigen. Und zwar in der Endszene, in der verschiedene Frauen dargestellt werden. Eine davon trägt die traditionelle Spreewaldtracht.
In der Endszene des Doodles zum Internationalen Frauentag 2022 trägt eine Frau die traditionelle Spreewaldtracht.
Abgesehen von den Doodles, an denen Du mitgearbeitet hast: Welche Doodles von Kolleg:innen sind dir besonders in Erinnerung geblieben oder findest Du besonders schön?
Oh, da gibt es einige. Grundsätzlich bin ich ein Fan von Doodles, die mit verschiedenen Medien experimentieren. Aber wenn ich auswählen muss, dann ist das zum einen das Google Doodle zum Wattenmeer, das mein Kollege Kevin gemacht hat. Ich finde die Atmosphäre, die das Doodle widerspiegelt, einfach wunderschön. Ein weiteres ist das Google Doodle anlässliche des 174. Geburtstags von Gertrude Jekyll. Es wurde von dem Gast-Doodler Ben Giles erstellt und ich möchte einfach in dieses Doodle eintauchen und mich darin verlieren!
Was muss man mitbringen, wenn man Google Doodle-Künstler:in werden möchte?
Grundsätzlich ist es wichtig, breit aufgestellt zu sein. Wir bei Google schauen zudem stark auf Authentizität. Themen, die für eine Person wichtig sind, spiegeln sich auch in der Arbeit wider und gerade weil bei Google Doodles starke Themen und Werte im Vordergrund stehen, ist dieser Faktor umso wichtiger. Das gilt übrigens genauso für Spaß an der Arbeit an sich!
Welche relevanten Themen sind das für dich, von denen wir ja vielleicht auch welche in zukünftigen Doodles sehen werden?
Ich beschäftige mich gerade eingehender mit dem Thema Accessibility, also Barrierefreiheit in all seinen verschiedenen Formen. Dazu würde ich gerne mehr in Form von Google Doodles – zum Beispiel auch in interaktiven Doodles – machen. Außerdem interessiert mich das Thema Naturkunde sehr, hier gibt es noch so viele Geschichten zu erzählen!
Vielen Dank, Thoka, für das Gespräch!