9 Möglichkeiten, wie KI mit Kultur interagieren kann
Seit 2018 erforscht das Google Arts & Culture Lab die Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) im künstlerischen und kulturellen Kontext. Als Werkzeug und Hilfestellerin eröffnet KI – wie andere revolutionierende Technologien zuvor – eine Vielzahl von Möglichkeiten für Kunstschaffende, Ingenieure und Kultureinrichtungen, sei es innerhalb des kreativen Prozesses, zur Lösung einer Problemstellung oder als neuer Weg, mit dem Publikum zu interagieren.
Viele unserer Kooperationen haben ihren Ursprung in konkreten Fragestellungen:
- Kann man Farbe hören? Und wenn ja, wie hört sie sich an?
- Wie kann das Archiv einer Künstlerin bzw. eines Künstlers den kreativen Prozess inspirieren?
- Kann ich meine Doppelgängerin oder meinen Doppelgänger in einem Museum finden?
- Welche Möglichkeiten gibt es, die Auswirkungen der Klimakrise zu visualisieren?
- Wie können Kurator:innen Kunst und Kultur wieder in Erinnerung rufen, die in Vergessenheit geraten ist?
Im Google Arts & Culture Lab beschäftigen wir uns seit Jahren mit diesen Fragen. Oft spielt KI eine Schlüsselrolle bei deren Beantwortung und beim Entwickeln neuer Formate.
Werfen wir also einen Blick darauf, wie Kultureinrichtungen mithilfe von KI faszinierende Projekte ins Leben gerufen haben.
KI als Werkzeug zur Lösung von Problemstellungen
Bewahrung und Förderung gefährdeter Sprachen mit KI
Von den 7.000 Sprachen, die derzeit auf der Erde gesprochen werden, sind mehr als 3.000 vom Aussterben bedroht. Woolaroo ist ein Open-Source-Tool, das Sprachgemeinschaften hilft, ihre Sprachwortlisten zu erhalten und zu erweitern. Heute unterstützt es 17 globale Sprachen, darunter Louisiana Creole, Māori, Nawat, Tamazight, Sizilianisch, Yang Zhuang, Rapa Nui und Jiddisch. Woolaroo identifiziert mit Hilfe von KI-gestützter Objekterkennung Objekte im Kamerabild und vergleicht sie mit seinem ständig wachsenden Wortschatz. Mehr zu Woolaroo hier.
Frauen in der Wissenschaft mit KI fördern
Frauen an der Spitze der Wissenschaft haben oft nicht die Anerkennung bekommen, die sie für ihre wegweisende Arbeit verdienen. Aus diesem Grund haben wir mit Kuratorinnen des Smithsonian zusammengearbeitet, um maschinelle Lernwerkzeuge zu entwickeln, die dazu beitragen können, die Geschichte und Beiträge von Frauen in der Wissenschaft aufzudecken, die bisher schwer zu finden waren. Die Tools bieten Kurator:innen und Datenwissenschaftler:innen Analysen und Visualisierungen im großen Maßstab von kulturellen Daten aus fast zwei Jahrhunderten an. Mehr hier.
Klimt-Experte Dr. Franz Smola des Belvedere-Museums im Gespräch (rechts)
Die drei Meisterwerke von Gustav Klimt, Medizin, Jurisprudenz und Philosophie, wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Von diesen sogenannten „Fakultätsbildern“ blieben nur Schwarz-Weiß-Fotos und Artikel, die die Gemälde beschreiben. In enger Zusammenarbeit mit Klimt-Experte Dr. Franz Smola des Belvedere-Museums konnten wir maschinelles Lernen einsetzen, um zu rekonstruieren, welche Farben Klimt für diese Bilder verwendet haben könnte. Mehr hier.
Dies sind nur drei von vielen Projekten, die darauf abzielen, die Herausforderungen unserer Kulturpartner zu lösen. KI wurde auch eingesetzt, um Kunstwerke auf alten Fotos von MOMA-Ausstellungen zu identifizieren, große Datensätze des LIFE-Magazins zu analysieren und das visuelle Archiv der NASA mit überraschenden und interaktiven Ergebnissen verständlich zu machen.
KI als Experimentierfeld für neue Wege der Online-Kulturvermittlung
Blob Opera auf der Bühne
Blob Opera ist ein spielerisches maschinelles Lernexperiment, das eure musikalischen Ideen aufnimmt und sie in harmonischen Operngesang umwandelt – ganz ohne Gesangskenntnisse. Wir haben die Stimmen von vier professionellen Opernsänger:innen verwendet, um ein „neuronales Netzwerk“ zu trainieren. Dabei haben wir dem Algorithmus im Wesentlichen beigebracht, wie man mit vier verschiedenen Stimmtypen singt und harmoniert. Weiter haben wir die Gesangssynthese integriert, ein Bereich der KI, der sich darauf konzentriert, wie Computer den menschlichen Gesang modellieren können. Blob Opera ist ein digitales Spielzeug für alle, unabhängig von ihren musikalischen Fähigkeiten, und wurde in vielen Bereichen eingesetzt, von Lehrkräften im Klassenzimmer über professionelle Künstler:innen bis hin zu kreativen Amateur:innen. Mehr dazu hier.
Findet eure Doppelgängerin bzw. euren Doppelgänger in Kunstwerken mit AI
Art Selfie bietet einen Zugang zur Kunst und zeigt Portraits, die überraschende Ähnlichkeiten mit Euch haben können. Wenn ihr ein Selfie macht, vergleicht ein maschinelles Lernmodell euer Foto mit Gesichtern in Kunstwerken, die unsere Museumspartner bereitgestellt haben. Nach einem kurzen Moment werden euch die Ergebnisse zusammen mit einem ermittelten Prozentsatz, der spielerisch auf die Ähnlichkeit zwischen Selfie und Kunstportrait hinweist, angezeigt. Ihr könnt anschließend auf eure/n Doppelgänger:in tippen, um weitere Informationen über das Kunstwerk und seine Künstlerin bzw. seinen Künstler zu erhalten, von der/dem ihr vielleicht noch nie zuvor gehört habt. Mehr dazu hier.
AI hilft Ihnen, ein Kunstwerk zu „hören“
Was wäre, wenn man Farben hören könnte? In Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou könnt ihr Wassily Kandinskys Synästhesie erforschen und sein bahnbrechendes Meisterwerk Gelb-Rot-Blau mit Hilfe von maschinellem Lernen „spielen“. Erlebt – vielleicht zum ersten Mal – wie ein „Kandinsky“ klingt, indem ihr einem Gemälde zuhört. Mehr Informationen hier.
Zu den anderen Projekten, die Menschen auf neue Weise mit der Kultur verbinden, gehört Giga Manga. Mit Hilfe von maschinellem Lernen könnt ihr einzigartige Manga-Figuren erstellen. Skizziert einfache Linien und fügt ein paar Farbkleckse hinzu – und lasst ML den Rest erledigen. Und nach dem Erfolg von Art Selfie haben wir auch Art Transfer und Pet Portrait entwickelt.
KI als Werkzeug für Kreative
Erstellt eure eigenen Tanzschritte mit AI
Dieses KI-gestützte Tool für Choreografien, das in Zusammenarbeit mit dem renommierten Choreografen Wayne McGregor entwickelt wurde, erzeugt neue Bewegungsfolgen, die von Wayne McGregors Archiv inspiriert sind, und schafft einen Live-Dialog zwischen Tänzer:innen und seinem 25-jährigen Werk. Probiert dieses „Lebende Archiv“ hier aus.
POEMPORTRAITS von Es Devlin Bild
POEMPORTRAITS ist ein kollektives Online-Kunstwerk, das von der Künstlerin Es Devlin in Zusammenarbeit mit dem Google Arts & Culture Lab und dem Technologen Ross Goodwin geschaffen wurde und jedem die Möglichkeit gibt, mit Hilfe von KI Gedichte zu verfassen. Es ist online zugänglich und derzeit als Installation im Rahmen der Ausstellung „AI: More than Human“ des Barbican Centre auf Tour.
Gestaltet euren eigenen einzigartigen bestäuberfreundlichen Garten
Wenn Bestäuber Gärten gestalten würden, was würden die Menschen sehen? Im Auftrag des Eden Project in Cornwall, UK, hat die Künstlerin Alexandra Daisy Ginsberg dieses einzigartige, artenübergreifende Kunstwerk namens Pollinator Pathmaker geschaffen. Es nutzt ein algorithmisches Tool, um euch bei der Gestaltung und Bepflanzung von Gärten für bedrohte Bienen und Schmetterlinge zu helfen.
Durch unsere AMI Grants unterstützen wir auch zeitgenössische Künstler:innen, die mit maschinellem Lernen in ihrer künstlerischen Praxis arbeiten, und zeigen seit 2019 Möglichkeiten der künstlerischen Anwendung von maschinellem Lernen auf. Die Stipendien haben einer Reihe von internationalen Kunstschaffenden geholfen, mit kreativen Ingenieur:innen von Google zusammenzuarbeiten, um Techniken des maschinellen Lernens in Film, Poesie, Musik und interaktivem Geschichtenerzählen zu erforschen – weitere werden folgen.
Wir werden weiterhin die Möglichkeiten erforschen, die KI an der Schnittstelle von Kunst und Technologie bietet.