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Googler

„Allyship ist kein Titel, sondern ein Prozess“

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Hey ihr Drei. Mögt ihr euch bitte einmal vorstellen?

Victoria: Klar, ich bin Victoria Toney-Robinson, lebe mit Mann und 5-jährigem Sohn im wunderschönen Hamburg. Ich bin Teil des Google for Startups-Teams mit einem Fokus auf den Black Founders Fund Europe, eine Initiative bei der wir ausgewählten Schwarzen Gründer:innen in Europa Kapital zur Verfügung stellen und sie mit Expert:innen bei Google verbinden, die sie nachhaltig bei ihren Zielen und in ihrem Wachstum unterstützen.

Bilal: Mein Name ist Bilal Essafi und ich bin Partner Manager im Go-to-Market Chrome OS Team in München. Mein Job ist es, Beziehungen zu wichtigen strategischen Partnern aufzubauen und das Wachstum von Chromebooks in der DACH-Region voranzutreiben.

Andy: Ich bin Andy Postert, aus dem wunderbaren Köln. Ich lebe seit einiger Zeit in München und bin Teil des Go-to-Market Teams für Android. Konkret kümmere ich mich darum, kommerzielle Partnerschaften mit Einzelhandelspartnern aufzubauen – sehr ähnlich wie Bilals Job, allerdings geht es bei mir um Android-Smartphones.

Wie sah euer Weg zu Google aus – und wie lange seid ihr schon dabei?

Victoria: Gestartet bin ich im November 2020 und habe bis vor Kurzem mit einem US-amerikanischen Team an einem US-Programm gearbeitet, bin jetzt aber in ein europäisches Team gewechselt. Vor Google habe ich zehn Jahre in Kalifornien verbracht, wo ich hauptsächlich in Programm- und Projektleitungs-Funktionen in unterschiedlichen Startups tätig war. Ich habe ursprünglich Geisteswissenschaften, Amerikanistik und Öffentliches Recht studiert und wollte Journalistin werden (Stationen bei NBC Europe, dem NDR und diversen anderen Medien), habe mehrere Bücher veröffentlicht und dann versucht, meinen Aktivismus zu meinem Beruf zu machen, was mich letztlich zu einer „Impact“-Rolle bei Google geführt hat. Nebenbei beende ich gerade meinen MBA.

Bilal: Ich bin über einen weniger klassischen Weg zu Google gekommen: Meine Eintrittskarte für einen Uni-Abschluss habe ich erst durch mehrfaches Schul-Hopping erlangt, da ich nach meinem qualifizierenden Hauptschulabschluss meine Mittlere Reife und Fachhochschulreife erlangen musste, bevor ich mein BWL-Studium antreten konnte. Nachdem ich meinen Doppelmasterabschluss in der Tasche hatte, habe ich einen Trainee-Job im Verkauf bei einem weltgroßen Textilunternehmen begonnen, jedoch recht schnell festgestellt, dass der Job nichts für mich war. Über Freunde bin ich dann auf eine interessante Stelle bei Amazon gestoßen, für die ich mich beworben habe und recht schnell genommen wurde. Aufgrund der zahlreichen Branchen in denen Amazon tätig ist, konnte ich Erfahrungen in unterschiedlichen Bereichen sammeln und letztendlich mein Interesse für Consumer Electronics entdecken. Nach mehreren Jahren als Amazon-Mitarbeiter bin ich irgendwann an den Punkt gelangt, an dem ich mich nach neuen Herausforderungen gesehnt habe und bin per Zufall über LinkedIn auf eine passende Stelle bei Google gestoßen. Mein Start war nach mehreren Interviewrunden im November 2020.

Andy: Ich bin seit 2013 bei Google, ich vertrete den „traditionellen“ Einstieg in unsere Firma: Bachelorstudium in Business Administration, Masterstudium in Marketing, erste Arbeitserfahrung, dann der Schritt zu Google. Ein Studienkollege hatte mich damals für eine Stelle empfohlen, da sein Team jemanden mit meinem Profil für die vor neun Jahren noch recht junge Google Cloud-Organization suchte. Es ging darum, die Regionen Deutschland, Österreich, Schweiz & Subsahara Afrika zu betreuen – gestartet habe ich schließlich ein paar Monate später in Dublin. Nach den ersten paar Wochen sind Polen und Tschechien als weitere Regionen in meinem Portfolio gelandet, quasi als Willkommensgeschenk, da ein anderer Kollege das Team verlassen hat. Das war sicherlich ein recht ambitionierter Start, persönlich aber ein sehr bereichernder Weg. Ich habe enorm viel über verschiedene Kulturen im Business-Kontext kennenlernen dürfen.

  • Bilal Essafi steht im sonnigen Patagonien vor einem See. Im Hintergrund ein Bergpanorama.

    Bilal beim Wandern in Patagonien, 2018

  • Bilal steht auf einer Grachtenbrücke in Amsterdam. Im Hintergrund der Sonnenuntergang.

    Bilal in Amsterdam, 2019

  • Bilal steht auf Skiern auf einer Piste in Tirol.

    Bilal beim Skifahren in Tirol, 2022

Was hat euch dazu gebracht, euch bei Google zu bewerben?

Victoria: Ich wurde über eine frühere Startup-Kollegin auf die Stelle aufmerksam. Ich war gerade nach zehn Jahren im Silicon Valley im Aufbruch zurück nach Deutschland und sehr offen für einen beruflichen Neustart. Besonders attraktiv war die Möglichkeit, mit den Ressourcen und mit den vielen talentierten Menschen bei Google Großes bewirken zu können. Mein erstes Programm war eine Initiative, die unter Sundar Pichais – unserem Geschäftsführer – Commitment to Racial Equity, Googles Selbstverpflichtung, sich gegen rassistische Diskriminierung und deren Folgen einzusetzen, fiel. Dazu konnte ich nicht nein sagen.

Bilal: Ich habe viel Gutes über Google als Arbeitgeber gehört, jedoch Google als potenziellen Arbeitgeber zunächst kategorisch ausgeschlossen, da ich nicht davon ausgegangene bin, hier einen Job zu bekommen. Wie der Zufall es jedoch wollte, habe ich eine passende Stelle auf LinkedIn gesehen und einfach mal mein Glück versucht.

Andy: Natürlich war mir Google als Arbeitgeber schon eine ganze Weile während des Studiums ein grundsätzlicher Begriff. Konkret habe ich aber während eines Auslandssemesters an der University of Chicago Booth unter anderem an einem Google-Workshop teilgenommen und konnte mich sehr gut mit dem dort präsentieren Firmencharakter und -Werten bzw. der Herangehensweise Googles zum Thema Arbeitsumfeld identifizieren. Punkte wie „groß denken“, internationale Teams und eine geographische Mobilität haben mich enorm angesprochen.

Zusätzlich ist auch durchgekommen, dass es bei Google einen hohen Anspruch an den Umgang miteinander gibt, sowie Chancen sich selbst zu verwirklichen: seien es Employee Resource Groups (interne Interessenvertretungen) wie z. B. das Black Googler Network, kurz BGN, Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, all das waren extrem starke Argumente für Google. Aber natürlich auch die großartigen Vorteile wie die eigenen Fitness-Studios im Büro.

Da ich als Kind viel in den Kölner Museen unterwegs war, – man könnte fast von aufgewachsen sprechen –, war es mir wichtig, meine Kreativität mit an den Arbeitsplatz bringen zu können, da kreative Denke und Probleme aus verschiedenen Seiten aus anzugehen hier unterstützt werden.

Ihr habt Ende vergangenen Jahres das firmeninterne BGN – das Black Googler Network – in Deutschland gegründet. Wofür steht dieses Netzwerk und wie kam’s dazu?

Bilal: Das Black Googler Network ist eine von Google anerkannte und von Mitarbeiter:innen organisierte und geführte globale Interessenvertretung. Das Ziel dieser Gruppe, auch Employee Resource Group (ERG) genannt, ist es, die Repräsentation der Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Community zu verbessern und ein sicheres und inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen. Als ich im November 2020 bei Google anfing und während meiner Einarbeitung von dieser globalen ERG hörte, musste ich jedoch feststellen, dass es diese Gruppe in Deutschland noch nicht gab. Über mehrere Ecken bin ich letztendlich in eine Chatgruppe für Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Googler:innen gelangt, die meine liebe Kollegin Victoria gestartet hat. Nachdem wir uns fanden, haben wir recht schnell die Entscheidung getroffen, dass wir ein deutsches Black Googler Network Chapter benötigen, um besser auf lokale Themen, die die Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Community betreffen, eingehen zu können.

Andy: Uns ist es wichtig, dass unserer Community eine Stimme verliehen wird, die auch dann gehört wird, wenn es nicht die vereinzelten Momente sind, in denen das Spotlight konkret auf uns gerichtet wird, um zum Thema Rassismus zu sprechen. Ich habe schon in meiner Vergangenheit hier bei Google mit anderen BGN-Chaptern (z. B. USA oder EMEA) zusammengearbeitet und gesehen, wie weitreichend die Initiativen von unserer ERG sein können. Was uns wichtig ist: Einen breiteren, nachhaltigen Fokus auf die vielen bereichernden Facetten der Black Community in Deutschland zu lenken und sie dadurch (in unserem Kontext speziell in der Tech-Welt) zu unterstützen. Die Schwarze Community in Deutschland hat so viel zu bieten: Auch wir sind Ärzt:innen, Wissenschaftler:innen, Manager:innen und noch vieles mehr – viel mehr, als vermittelt werden kann, wenn der Blick nur wieder kurzzeitig auf das Thema Rassismus gelenkt würde.

  • Gruppenfoto der Gründungsmitglieder des Black European Women's Council in Brüssel

    Victoria bei der Gründung des Black European Women's Council in Brüssel, 2005

  • Victoria mit einer Gruppe Protestierender aus der Black Community in Hamburg

    Victoria bei einem Protest der Black Community Hamburg, 2006

  • Victoria moderiert ein Panel auf einer Veranstaltung des Goethe-Instituts in San Francisco

    Victoria als Moderatorin auf einer Veranstaltung des Goethe-Instituts in San Francisco, 2015

  • Victoria lächelt in die Kamera und hält ihren Sohn im Arm, der einen Fahrradhelm trägt

    Victoria mit Sohn in Oakland, Kalifornien, 2019

Was habt ihr als Gründer:innen des BGN in Deutschland vor? Gibt es ein Thema, das 2022 ganz oben auf eurer Agenda steht?

Bilal: Aktuell sind wir noch eine sehr kleine Community innerhalb von Google, weshalb es uns auf der einen Seite sehr wichtig ist, für ein sicheres und faires Arbeitsumfeld für Schwarze, afrikanische und afrodiasporische Googler:innen in Deutschland zu sorgen, aber auf der anderen Seite unsere Community zu vergrößern und damit die Diversität des Unternehmens zu verbessern. Hierzu gibt es beispielsweise das Top Black Talent-Programm, bei dem es darum geht, Student:innen in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika mit technischen oder auch nicht-technischen Hintergründen für das Unternehmen Google zu begeistern und somit das Hiring zu verbessern. In diesem Jahr hat sogar unsere Co-Gründerin und Co-Lead Victoria bei dem Top Black Talent-Programm aktiv mitgewirkt und als Podiumsgast Student:innen über ihr Leben als Mitarbeiterin bei Google aufgeklärt.

Victoria: Grundsätzlich geht es bei den ersten Schritten darum, zu verstehen, was unsere Community will und braucht. Was viele von uns kennen, ist die Erfahrung, „die/der einzige“ zu sein – sei es im Team, auf einem Stockwerk, auf einer Führungsebene. Während wir diese Erfahrung oft teilen, sind wir aber auch extrem unterschiedlich. Wo bei den einen Deutsch die Muttersprache ist und wir in fünfter Generation hier leben und tief in Deutschland verwurzelt sind, haben andere direkte Migrationserfahrungen. Dazu kommen die anderen Faktoren, die uns voneinander unterscheiden, sei es Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung, Geschlecht, Sprache, Elternsein etc. Mit all unserer Vielschichtigkeit und Intersektionalität geht es also zunächst darum, eine Community aufzubauen und eine gemeinsame Basis zu finden. Während wir ganz klare Ziele haben, wo es um Repräsentation, Visibilität und Gleichberechtigung geht, liegt in unserem ersten vollen Jahr der Fokus auf der qualitativen, menschlichen Ebene.

Andy: Wir sind ein junges Chapter und haben in kürzester Zeit eine funktionelle Struktur aufgebaut, unsere Vision und Mission definiert und als Mitglieder:innen zueinander gefunden. Im nächsten Schritt ist es wichtig neben dem Blick nach Innen, sprich Gesprächen mit der Google-BGN-Gruppe, auch zu verstehen, mit welchen existierenden Arbeitsgruppen, Organisationen und/oder Communities es Kollaborationsmöglichkeiten geben kann. Es gibt z.B. viele Schüler:innen und Studierende, die unseren Hintergrund teilen und gerne bei Unternehmen wie Google arbeiten möchten, aber Unsicherheiten verspüren, inwieweit sie Menschen mit ihrem Background antreffen würden. Uns ist es wichtig zu verstehen, wie wir auch diese Gruppen zukünftig erreichen können.

Die Vereinten Nationen haben den 21. März als Internationalen Tag gegen Rassismus ausgerufen. Welche Bedeutung hat ein Tag wie dieser für euch persönlich?

Bilal: Ich finde es gut, dass es in Zeiten des steigenden Rechtsextremismus einen Mahntag gibt, an dem aktiv aufgezeigt wird, dass Rassismus in unserer Gesellschaft nichts zu suchen hat. Ich würde mir darüber hinaus jedoch wünschen, dass der deutsche Staat mehr gegen strukturellen Rassismus vorgeht bzw. daran arbeitet, diesen zu bekämpfen. Denn die gelebte rassistische Realität vieler betroffener Menschen in Deutschland lässt sich nur verbessern, wenn der Staat die nötigen Werkzeuge, wie z.B. Gesetze zur Verfügung stellt, um aktiv gegen Dinge – wie beispielsweise racial profiling – vorzugehen.

Victoria: Ich habe ein eher zwiegespaltenes Verhältnis zu solchen Tagen, weil diese Themen immer wichtig sind. Ich finde nichts schlimmer, als wenn sich Organisationen oberflächlich durch einen Kalender arbeiten und sich heute mal mit Homophobie und morgen mal mit Antirassismus beschäftigen. Auf der anderen Seite brauchen viele Menschen leider einen Anlass, um sich mit einem Thema zu beschäftigen, weil sie zum Mainstream gehören und damit das Privileg haben, sich nur punktuell damit auseinandersetzen zu müssen. Für uns ist Rassismus leider Alltag.

Andy: Ich finde diese Tage sehr sinnvoll, solange sie auch als Gelegenheit genutzt werden, nachhaltige Initiativen loszutreten und zu zelebrieren. Mir ist es wichtig, dass es nicht nur ein kurzzeitiges, wiederholtes Durchleben von Traumata von einer unterrepräsentierten Gruppe ist, sondern zu Arbeitssträngen führt, die auf lange Sicht die Problematiken adressieren. Es gibt in dem Bereich noch viel zu tun und ich sehe Aufklärung und gegenseitige Empathie weiterhin als essenziell. Allerdings ist es wichtig, zusätzlich zu einer Veränderung von Attitüden eben auch an einer Veränderung von Verhalten zu arbeiten – und das ist ein längerfristiger Prozess.

  • Andy Postert in Boxkleidung im Ring

    Andy beim Boxen, 2008

  • Andy lehnt auf einem seiner gezeichneten Porträts

    Andy mit einer seiner Zeichnungen, 2022

  • Porträtfoto von Andy Postert

    Andy in München, 2022

Habt ihr Vorbilder, die sich besonders für die Community einsetzen?
Bilal: Mein persönliches Vorbild ist Nelson Mandela, denn er hat trotz seiner 27-jährigen politischen Gefangenschaft nie seinen Kampf gegen die Apartheidpolitik aufgegeben. Zudem hat er nach seiner Gefangenschaft als erster Schwarzer Präsident Südafrikas maßgeblich dazu beigetragen, alle Menschen in seinem Land friedlich zusammenzubringen und einen demokratischen Staat aufzubauen.

Victoria: Da gibt es viele, in Deutschland aber auch international. May Ayim war zum Beispiel instrumental, was die Geschichte der Schwarzen deutschen Bewegung angeht und ich sehe mich als Aktivistin, Akademikerin und Autorin auch sehr in ihrer Tradition. Sharon Otoo, die 2016 den Ingeborg Bachmann-Preis erhalten hat, ist eine Freundin, die ich sehr bewundere. Sie hat eine wunderbare Buchreihe herausgegeben, erzieht tolle Söhne und leistet großartige Arbeit in der Community. Tahir Della setzt sich seit Jahrzehnten im ISD Bund (Initiative Schwarze Menschen in Deutschland) ein. Die Arbeit von Grada Kilomba, einer Autorin, Künstlerin und Psychoanalytikerin, die lange in Berlin gewirkt und mit POC an ihrer Dekolonisierung gearbeitet hat, hatte die nachhaltigste Wirkung auf mich. Es gibt wirklich so, so viele Menschen, die ich bewundere und in deren Verantwortung ich stehe.

International bin ich sehr von Angela Davis und Alice Walker inspiriert, denen ich beiden mehrmals in Kalifornien begegnen durfte.

Andy: Für mich ist James Baldwin hinsichtlich vieler Aspekte extrem inspirierend: Seine literarische Arbeit, seine persönliche Geschichte, aber auch seine Art mit den großen Fragen und Konflikten der Persönlichkeit umzugehen. Viele seiner Aussagen, und noch genereller seine Gedanken, sind auch heute noch sehr pointiert, was mich – vereinfacht gesagt – dazu motiviert, Themen grundsätzlicher zu betrachten und das „bigger picture“ nicht aus den Augen zu lassen.

Schauen wir in die Glaskugel: Wo seht ihr euch in fünf Jahren? Was wird das BGN erreicht haben?

Victoria: Wir haben als Gruppe ganz klare Ziele und eine große Vision: Wir wollen, dass Google in Deutschland eine Vorreiterrolle einnimmt, was die Repräsentation, Gleichberechtigung und Inklusion von Schwarzen Menschen betrifft und dass unsere Stimmen in allen Entscheidungen, die uns betreffen, nicht nur gehört werden, sondern eine zentrale Rolle spielen.

Andy: Ich sehe da zwei Perspektiven: Zum einen, dass die Schwarze Community repräsentativ bei Google widergespiegelt und inkludiert ist. Zum anderen aber auch, dass Google in der Schwarzen Community in Deutschland eine Rolle spielt. Es gibt hier einige großartige Projekte, die als Vorbild dienen, wie z. B. die #IamRemarkable-Initiative. Ich finde den Gedanken extrem motivierend, in der Zukunft Gespräche anzustoßen und eine Community aufzubauen, die sich firmen- und industrieübergreifend unterstützt.

Wie können sich Allies am besten informieren? Wie kann jede:r ein besserer Ally sein?

Victoria: Ein besserer Ally wird man, indem man sich seiner eigenen unverdienten Privilegien bewusst wird und sich eigenständig informiert. Indem man sich nicht mit einem Titel wie „Ally“ schmückt und sich darauf ausruht, sondern sein Denken und Handeln bewusst in Frage stellt. Wenn man sich bewusst fragt, warum man Menschen mit Fluchterfahrung aus der Ukraine sofort unterstützen will, sich aber nicht weiter mit denen befasst, die auf der Flucht von Afrika nach Europa im Meer ertrinken – oder überleben und für Jahre unter menschenunwürdigen Bedingungen leben. Indem man sich ansieht, wer in den Büros in leitenden Positionen sitzt und wer die Böden wischt. Diese Unterschiede sind nicht natürlich, sie sind von Systemen geschaffen, die den einen Zugang geben, der den anderen verweigert wird. Diese Systeme können nicht durchbrochen werden, indem man sich „Ally“ nennt, ohne aktiv zu werden.

Es gibt mittlerweile viel Literatur zum Thema, es gibt Kurse und Workshops, Dokumentationen, Twitter-Accounts, denen man folgen kann, um zu lernen und sein Denken und Verhalten zu verändern, wenn man tatsächlich an dem rassistischen Weltbild arbeiten will, mit dem wir alle sozialisiert wurden. „Allyship“ ist kein Titel, sondern ein Prozess.