Wanderlust – Internationales Arbeiten bei Google: „Es ist weder das Ziel noch die Reise, die am meisten zählt, sondern die Gemeinschaft.“
This interview is also available in English. You can find it below the German version. Dieses Interview gibt es auch auf Englisch. Ihr findet die englische Version weiter unten.
Bitte stelle dich kurz vor: Was machst du bei Google und wie lange bist du schon dabei?
Ich heiße Jan Camps und bin seit 2022 Account Manager bei Google Dublin, wo ich eine in Deutschland ansässige Airline-Gruppe betreue.
Geboren und aufgewachsen in Barcelona, einer Stadt, die bereits verschiedene Kulturen vermischt, besuchte ich die deutsche Schule, wo ich Katalanisch, Spanisch, Deutsch und Englisch gelernt habe. Dieses mehrsprachige Aufwachsen machte mich zu einem Nomaden, einem Abenteurer mit ständigem Fernweh.
Je älter ich wurde, desto stärker wurde mein Fernweh. Ich wusste, dass ich die Vielfalt der Welt nicht wirklich verstehen und wertschätzen konnte, ohne sie selbst bereist zu haben und in ihre verschiedenen Kulturen eingetaucht zu sein.
Deshalb ist mein Fernweh und meine Wanderlust immer noch eine treibende Kraft in meinem Leben, wenn ich persönliche und berufliche Entscheidungen treffe. Es motiviert mich, meine Grenzen zu überschreiten und neue Möglichkeiten zu erkunden.
Möchtest du uns mehr über deinen Hintergrund erzählen und wie dieser mit deinem Fernweh zusammenhängt?
Ich habe mein Tourismusstudium in Barcelona abgeschlossen. Tourismus zu studieren, war der erste Hinweis an meine Eltern, wie ich mir meine Zukunft vorstelle: Ich wollte die Welt bereisen.
Bevor ich zu Google kam, arbeitete ich in der Golfbranche, eine Leidenschaft, die ich schon als Kind hatte, und hüpfte von Golfclubs und Golfresorts zu Golfreiseveranstaltern.
Als ich in Schottland für einen Golfreiseveranstalter in 2020 arbeitete, brach COVID aus und stellte die Welt und auch die Reisebranche auf einmal auf den Kopf. Ich war gezwungen, in meine Heimatstadt zurückzukehren, wo ich in Barcelona eine neue Stelle im digitalen Marketing antrat. Es war ein bittersüßer Moment, denn ich hatte mir bereits eine Karriere im Golfsport vorgestellt.
Aber die Pandemie traf mich wie ein Tsunami und fegte meine Golfkarriere und mein neues Leben in Schottland, welches ich mir gerade aufgebaut hatte, hinweg. Ich war jahrelang als Golfreiseveranstalter tätig gewesen, aber nun war die Welt geschlossen und das Reisen kam zum Erliegen. Meine Fähigkeiten und Erfahrungen waren plötzlich überflüssig.
Ich fühlte mich verloren und wusste nicht, was ich als nächstes tun sollte. Sollte ich warten, bis die Pandemie vorbei war, und nach Schottland zurückkehren? Oder sollte ich lieber einen befristeten Job annehmen für mehr Sicherheit? Ich hatte das Gefühl, dass ich gezwungen war, die Spur zu wechseln und in eine völlig andere Richtung zu fahren.
Eine Karriere im digitalen Marketing hatte ich bis zu dem Zeitpunkt nie in Betracht gezogen, aber in dem Moment schien es der richtige Schritt gewesen zu sein. Ich war dennoch verängstigt und unsicher, da ich null Erfahrungen in der Industrie bis dato hatte. Ich wusste nicht, ob ich die Fähigkeiten oder das Wissen hatte, um im digitalen Marketing erfolgreich zu sein. Aber ich wollte es wenigstens versuchen. Und es war wie, als hätte ich Narnia entdeckt!
Was hast du in dieser Zeit aus der Ungewissheit und Unklarheit gelernt?
Diese unsicheren Zeiten haben mich viel darüber gelehrt, wie man sich in unklaren Situationen anpassen und das Beste aus jeder Situation machen kann. Mir wurde klar, dass sich die Prioritäten im Leben ändern können (und werden), und es war sehr hilfreich, diese Veränderungen akzeptieren zu lernen, wenn sie plötzlich kommen, auch wenn es manchmal nicht einfach ist. Einfach offen zu sein und immer wieder zu reflektieren war der Schlüssel für meine berufliche Veränderung, und ich bin sehr froh, dass ich diese Erkenntnisse immer wieder aufgreifen kann. Ich bin auch sehr stolz darauf, dass ich meine Motivation als Initialzündung für das nächste Projekt in meinem Leben nutzen konnte.
Nach einem Jahr in Barcelona hatte ich den Drang, meine Heimatstadt wieder zu verlassen und in einem anderen Land zu leben. Er war so groß, dass ich ihn praktisch schmecken konnte. Ich hatte das Gefühl, als der Google-Zug vorbeifuhr, dass ich aufspringen musste, bevor es zu spät war. Nachdem ich mich auf die Vorstellungsgespräche vorbereitet hatte, so wie ich es an der Uni hätte tun sollen, es aber nie getan hatte, wurde ich aufgenommen und machte die beste Erfahrung, die ich beruflich und persönlich hätte machen können.
Mit deinem Einsatz für Diversität prägst du auch dein Team. Möchtest du uns mehr darüber erzählen?
Hier bei Google gehe ich meiner täglichen Arbeit nach, aber was für mich wirklich einen Unterschied macht, ist, dass ich mich an anderen Projekten beteiligen darf, die mir am Herzen liegen. Ich gehöre zum Culture Group Team, wo wir unsere Teamkultur in Form von Aktivitäten und sozialen Aktivitäten gestalten. Wir haben eine sehr interaktive, fröhliche und lustige Teamatmosphäre geschaffen, in der jeder sich sicher fühlt und sich zugehörig fühlt. Wir haben sogar unsere eigenen T-Shirts designt, um noch stärker unseren Teamzusammenhalt darzustellen. Das ist eine Teamleistung, die darauf abzielt, auf die bestmögliche Art und Weise eine enge Beziehung zu den Kollegen aufzubauen, die schließlich zu Freunden werden und einige von ihnen sogar zu ihrer Hochzeit einladen... wie cool ist das denn!
Wenn mein Gehirn damit kämpft, Kennzahlen und geschäftliche Fristen zu verstehen, kann ich diese Themen abschalten, wenn ich mein Team anschaue, und mich sowohl auf die Menschen um mich herum konzentrieren als auch darauf, wie ich ihr Wohlbefinden bei der Arbeit steigern kann. Hier kommt nämlich mein multikultureller Instinkt ins Spiel. Das Team, dem ich angehöre, besteht aus über zehn verschiedenen Nationalitäten, was bedeutet, dass wir mehr Sichtweisen auf die Welt haben, als es Farben im Regenbogen gibt. Und manchmal hat man das Gefühl, dass wir alle verschiedene Sprachen sprechen, auch wenn wir technisch gesehen alle Englisch sprechen. Versuche mal, das in die Praxis umzusetzen. In solch einem Umfeld entstehen Ideen in einem iterativen Prozess. Jede Idee wird in die Mischung gegeben, bis eine Kombination aller Ideen entsteht, die ein gemeinsames Ziel verfolgt: effektiv als Team auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten. Unsere Lateinamerikaner:innen bringen uns lustige Wörter bei, die wir laut aussprechen können, die Nordländer:innen zeigen uns die besten Orte, die man während der Pulverschnee-Saison besuchen kann, und die Deutschen bringen uns den Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden ihres schönen Landes bei. Und das alles auf der Arbeit. Sag mir, will man nicht Teil solch einer vielfältigen Gemeinschaft sein…
Die meisten Leute fragen mich, wie ich es schaffe, Dublin zu meiner Heimat zu machen. Ich frage sie immer zurück: Wie schafft ihr es überhaupt, die ganze Zeit zu Hause zu bleiben? Und selbst wenn, was ist denn Heimat?
Was bedeutet Heimat für dich?
Manche Leute sagen, Heimat ist dort, wo man geboren wurde. Manche sagen, dass Heimat immer dort ist, wo man gerade wohnt. Andere sagen, erst wenn man Weihnachten an diesem Ort verbracht hat, kann man es Heimat nennen. Ich habe immer geglaubt, dass alles Heimat sein kann, wenn man will, dass es Heimat ist. Und ja, ich wollte, dass Dublin mein Zuhause wird. Irland ist als Land bekannt für seine Menschen, für die grünen Hügel und nochmal seine Menschen. Dublin als Stadt hat auch einen hohen Bekanntheitsgrad mit seinen Pubs, seiner Geschichte und seinem Sport. Als ich in Schottland lebte, genoss ich meine Abende im Pub, sang zu Liedern wie „Mr. Brightside“ und „Dancing Queen“, schaute Sport im Fernsehen und spielte Darts. Ihr sprecht hier mit dem Darts-Flüsterer, wie mich meine Freunde zu nennen pflegten. Dublin bietet mir die Möglichkeit, meine schottischen Tage wieder aufleben zu lassen, mit einer ganz persönlichen irischen Note, und gleichzeitig gibt Dublin mir das Gefühl, von einer coolen, aufgeschlossenen Gruppe von Freunden umgeben zu sein, die sich auf einem ähnlichen Weg befinden wie ich. Erinnert ihr euch, was ich vorhin über meine Leidenschaft für Golf gesagt habe? Ich arbeite zwar nicht direkt in der Golfbranche, aber die Vergangenheit ist nicht vorbei, da mir dieses Sport immer noch am Herzen liegt. In Irland gibt es über 400 Golfplätze, und ihr könnt mich und meine Golfkameraden jedes zweite Wochenende dabei beobachten, wie wir gemeinsam großartige irische Golfplätze entdecken.
Man sagt, dass nicht das Ziel, sondern der Weg das Entscheidende ist. Google und Dublin haben mir gelehrt, dass es tatsächlich die Gemeinschaft ist, die am wichtigsten ist.
Zum Abschluss: Wie würdest du deine eigene Google-Reise in einem Satz beschreiben?
Seeking discomfort.
Danke sehr für das Interview, Jan.
Please introduce yourself: What do you do at Google and how long have you been here?
I am Jan Camps and I have been an Account Manager in Google Dublin since 2022 where I look after an airline group based in Germany.
Born and raised in Barcelona, a city that is already a mix of cultures, I attended the German school, where I learned Catalan, Spanish, German, and English. This multilingual upbringing turned me into a nomad seeker, a Wanderlust adventurer.
As I grew older, my Wanderlust grew stronger. I knew that I couldn't truly understand and appreciate the world's diversity without traveling and immersing myself in different cultures.
That’s why my Wanderlust is still a driving force in my life when I make personal and professional decisions. It motivates me to push myself outside of my comfort zone and to explore new possibilities.
Do you want to tell us more about your background and how it is tied to your Wanderlust?
I finished my tourism degree in Barcelona. Studying tourism was a pretty big hint to my parents about my future plans: I wanted to travel and see the world.
Before Google, I was working in the golf industry, a passion of mine since I was a kid, jumping from golf clubs and golf resorts to golf tour operators.
While I was in Scotland working on a golf tour operator, COVID hit and it paused the world and also the travel industry I was working in. I was forced to come back to my hometown, where I started a new role in Barcelona within Digital Marketing. It was a bittersweet moment, because I had already seen myself developing a career within golf.
But the pandemic hit like a tsunami, sweeping away my career and my life in Scotland that I was starting to build. I had been a golf tour operator for years, but now the world was closed and travel was at a standstill. My skills and experience were suddenly obsolete.
I felt lost and I didn't know what to do next. Should I wait for the pandemic to be over and go back to Scotland? Do I start a temporary job anyway? I felt like I was being forced to change lanes and drive in a completely different direction.
I had never considered a career in Digital Marketing, but at that time, it was the right step to do. I was scared and unsure. I didn't know if I had the skills or the knowledge to be successful in Digital Marketing. But I wanted to try. And it felt like I discovered Narnia!
What did uncertainty and ambiguity teach you during that time?
These uncertain times taught me a lot about how to adapt in unclear situations and make the best out of every situation. It was clear to me that priorities can (and will) change in life, so accepting them as the changes come was very helpful, but sometimes not easy. Being open and reflective was the key for my change of professional career so I am very glad I can take these learnings on and on. This ability to use my motivation as a spark for whatever next project in my life is something I am very proud and glad to have.
My eagerness to leave my hometown and live in another country was so strong, I could practically taste it. I felt like the Google train was passing by, and I knew I had to jump on it..
You also shape your team with your drive for culture. Would you like to tell us more about that?
Here at Google, I do my day to day job as usual, but one thing that really makes a difference for me, is that I am allowed to take part in other projects that are close to my heart. I am part of my sector’s culture group, which means we shape our team’s culture in the form of activities and socials. We created a very interactive, yellow sunshine and fun to be around team vibe where everyone feels safe and wants to be part of. We even have our own T-shirts to really make it an official team that performs in all aspects! This is a team effort to really create in the best way possible the closest relationship with colleagues, who eventually will turn into friends and some even will invite them to their wedding… how cool is that!?
When my brain is struggling to understand metrics and business deadlines, I can switch off topics and focus on people and how to increase people’s happiness at work. This is where my multicultural instinct also kicks in and comes to play. The team I belong to has over ten different nationalities, which means we have more ways of seeing the world than there are colors in the rainbow. And sometimes, it feels like we're all speaking different languages, even though we're all technically speaking English. Try putting that into practice. It’s idea after idea until the mix is completed and ready to be served in the form of a combination of many ideas with one objective: to work effectively as a team towards the same goal. Our Latin Americans are teaching us funny words to say out loud, the Nordics are showing us the best spots to visit during snow powder season and the Germans are teaching us the difference between North and South of their beautiful country. All this while working. Now tell me you don’t want to be part of such a group…
Most people ask me how I manage to make Dublin my home. I always ask back, how do you manage to stay at home all the time anyway? And even then, what is home?
What does home mean to you?
Some people say home is where you were born. Some people say that home is always where you live at that time. Others say only once you have had Christmas at that place, you can call it home. I always believed that everything is home if you want it to be home. And yes I wanted Dublin to be home for me. Ireland as a country is well known for the people, the green hills and the people again. Dublin as a city has also great recognition with pubs, history and sports. When I lived in Scotland, I really enjoyed my evenings in the pub, singing along to songs like “Mr. Brightside” and “Dancing Queen”, watching sports on the telly and playing darts. You are talking here with the darts whisperer, my friends used to call me. Dublin offers me this opportunity to revive my Scottish days by adding the Irish topping, and at the same time, it offers this feeling of living surrounded by a cool open minded group of friends that are in a similar journey as me. Remember what I said earlier about my passion for golf? I may not be working directly with the golf industry, but the past is not gone, as this sport is still dear to my heart. Ireland has over 400 golf courses, so you can find me and my golf buddies every other weekend discovering great Irish golf courses together.
People say that it is not the destination, but the journey that matters. Google and Dublin have taught me that it is actually the fellowship that matters most.
To conclude: How would you describe your own Google journey in one sentence?
Seeking discomfort.
Thank you for the interview, Jan.